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1. Länderkunde von Deutschland (Wiederholungskurs), Verkehrskunde, Mathematische Erdkunde und Kartenkunde - S. 100

1912 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
100 Mathematische Erdkunde. kreise werden durch die Lichtgrenze der Sonne nicht mehr alle halbiert, sondern nur, wie beständig, der Äquator. Aus der n. Halbkugel liegt nun das größere Stück der Parallelkreise innerhalb der Lichtgrenze, auf der s. das kleinere; hier ist deshalb der kürzeste, dort der längste Tag. Mir den Nordpol ist die Mitte des sechsmonatigen Tags, für den Südpol die Mitte der sechsmonatigen Nacht gekommen. Am Äquator ist Tag und Nacht gleich. Tie Sonnenstrahlen fallen jetzt senkrecht auf den nörd- lichen Wendekreis; die n. Halbkugel hat Sommer, die s. Winter. — Von allen: diesem geschieht das Entgegengesetzte zur Zeit des 21. Dezember. Ter s. Polarkreis sällt jetzt ganz in die Licht-, der n. ganz in die Schattenseite; auf der s. Halbkugel liegt von den Parallelkreisen das größere Stück, auf der n. das kleinere Stück innerhalb der Lichtgrenze; hier ist also der kürzeste, dort der längste Tag. Am Südpol beginnt die zweite Hälfte des sechsmonatigen Tages, wie gleichzeitig am Nordpol die zweite Hälfte der sechsmonatigen Winternacht. Am Äquator ist, wie immer, Tag und Nacht gleich. b) Am 21. März treffen die Sonnenstrahlen senkrecht den Äquator; die Licht- grenze geht bei dieser Stellung durch die beiden Pole und halbiert alle Parallel- kreise; Tag und Nacht sind somit aus der gauzeu Erde gleich. Tie Sonne trifft mit ihren Strahlen senkrecht allein den Äquator; für diesen entsteht deshalb die größte Wärme. Für alle zwischen dem Äquator und den Polen gelegenen Orte geschieht die Beleuchtung so, daß alle schief, aber Orte gleicher Breite unter gleichen Win- keln von den Sonnenstrahlen getroffen werden. Tie n. Halbkugel hat Frühling, die f. Herbst. Tie gleiche Erscheinung zeigt die Erde am 23. September; nur sängt dann auf der n. Halbkugel der Herbst, auf der f. der Frühling an. Mit Rücksicht auf die Wcirmeverhältniffe der Erde unterscheidet mau die süuf Zonen. (S. I S. 6.) Zeitrechnung. Unserm Kalender liegt das tropische Jahr zugrunde, d. h. die Zeit des Souuen- lauss vou Frühlingspunkt zu Frühlingspunkt — 365,242 Tage. Früher (seit Julius Cäsar, daher die Bezeichnung julianischer Kalender) rechnete man 365% Tage auf ein Jahr und ließ nach je drei Jahren zu 365 Tagen eiu Schaltjahr zu 366 Tageu folgen. Da aber die Zeitdauer eines Erdumlaufs um die Sonne in Wirklichkeit um 11 Minuten 12 Sekunden kürzer ist als 365% Tage, so zählte man seit Julius Cäsar in 400 Jahren immer um drei Schalttage zu viel. Jn- folge davon fiel im Jahre 1582 der Frühlingsanfang nicht auf den 21., sondern aus den 11. März. Daher verordnete Papst Gregor Xiii., daß man nach dem 4. Oktober des genannten Jahres nicht den 5., sondern sofort den 15. schreiben sollte. Ferner bestimmte er, daß alle 400 Jahre drei Schalttage ausfallen sollten. Der hiernach verbesserte Kalender heißt der gregorianische. In Rußland rechnet man noch gegenwärtig nach dem julianischen Kalender, weshalb man dort auch bereits um 13 Tage hinter unserer Zeitrechnung zurück ist. Neuestens ist man dazu übergegangen, die Erde in Zeitzonen einzuteileu, welche je 15 Längengrade umfassen und demzufolge eine Stunde Zeitunterschied ausweisen. Als erste Zone wurde hierbei diejenige angenommen, welche durch die 7%° ö. und w. von Greenwich liegenden Meridiane begrenzt wird. Als Normal- zeit für Teutschland gilt jene des 15. Meridians ö. von Greenwich; sie heißt die Mitteleuropäische Zeit (Mez), wohl auch Stargarder oder Görlitzer Zeit, da der 15. Meridian Stargard in Pommern und Görlitz in Schlesien berührt.

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 71

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 71 hier werden von den mächtigen, reichgegliederten Pfeilern Spitzbogen getragen. Die Gewölbe werden allmählich immer künstlicher gebildet. Die hochragenden Fenster sind mit bunten Malereien geschmückt; über dem Hauptportal findet sich gern ein großes Radfenster, die Rose genannt. Ein außerordentlicher Reichtum der Dekoration zeichnet diese Bauten aus: mit zahllosen Säulchen, Statuen, Strebepfeilern und Strebebögen sind sie geschmückt. Zu den großartigsten Denkmälern des gotischen Stils zählen der Dom zu Köln, das Straßburger Münster, der Freiburger und der Ulmer Dom.

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 1

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Vorzeit und Mittelalter. I. Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. 1. Die germanische Vorzeit. Die Urzeit. § 1. Von den ältesten Bewohnern des deutschen Landes berichtet uns keine schriftliche Überlieferung; wir wissen von ihnen nur durch die Reste ihrer Kultur, die sie uns in ihren Gräbern oder an ihren einstigen Wohnstätten hinterlassen haben. Unter den Wohnstätten sind die Pfahlbauten, deren Überbleibsel man vornehmlich in Alpenseen gefunden hat, besonders merkwürdig. Die Gräber sind, je nachdem die Leiche bestattet oder verbrannt wurde, entweder von einem Rasenhügel überwölbte Steinkammern, die sogenannten Hünengräber, oder es sind Urnengräber. Den Toten pflegte man Waffen, Werkzeuge, Schmucksachen, irdene Töpfe mitzugeben. Die Waffen und Werkzeuge wurden in der ältesten Zeit aus Stein, später aus Bronze, d. h. einer Mischung von Kupfer und Zinn, angefertigt; erst in den letzten Jahrhunderten v. Chr. wird das Eisen häufiger. Wir unterscheiden demnach eine Steinzeit, die wir in eine ältere und eine jüngere Steinzeit zerlegen, eine Bronzezeit und eine Eisenzeit. Welchen Stammes die ältesten Bewohner des mittleren Europas waren, und wann die Germanen, unsere Vorfahren, eingewandert sind, ist uns nicht bekannt. Die vergleichende Sprachwissenschaft hat uns aber darüber belehrt, daß sie einst einem Urvolk angehörten, das vielleicht im mittleren Rußland wohnte und vorzugsweise Viehzucht trieb; aus diesem Urvolk, das wir als die Jndogermanen zu bezeichnen pflegen, sind nicht nur die wichtigsten Volksstämme Europas, die Slaven, Germanen, Kelten, Griechen und Italiker, sondern auch die Inder und Perser her- Neubauer, Beschicht!. Lehrbuch. B. Iii. 6. Aufl. 1 Vorge- schichtliche Reste. Die Jndogermanen.

4. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 14

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Medersächsisches Bauernhaus. Pferdestall Kam- Knrthtel Molke Im 1 1 1 1 1 mer stube rei. k Zweite Stube. jkarntj Utlucht“ oder „Vorschopf Tor -Diele.' Ai koven Herd r M M i,i n [uhstal 1. Speise- kammer. Geschirr kammer. Wohnstube Grundriß des niedersächsischen Bauernhauses. Das fränkisch-oberdeutsche Bauernhaus. Vorratskam-f] Küche Idfen mer | - Stall od. Kammer | Tisch Bank fe ns rer. Grundriß des fränkisch - oberdeutschen Bauernhauses.

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 154

1911 - Erfurt : Keyser
154 feinen Branntwein mehr beschaffen tonnte, in den Rauchfang gehängt, in welchem unten das Feuer brannte. Zwar wurde ab und zu ein bei Mordtat ertappter Kroat am Gack gehenft oder neben dem Pranger fnieend mit dem Schwert enthauptet, aber damit trat feine Besserung ein. Ueber ein Jahr war niemand auf den Landstraßen feines Lebens sicher, und Wagenlasten sonn-len nur noch mit militärischer Bedeckung befördert werden. Lolches geschah in den ersten 10 Jahren des Krieges, und es ist dabei geblieben, bis der Frieden nach weiteren 20 langen Jabren wieder ins Land zog. inach Prof. Alfred Kirchhoff.) 48. Gustav Adolfs Einzug in Erfurt. 22. September 1631. Es war ein Donnerstag, an dem der Einzug Gustav Adolfs in Erfurt zu erwarten stand. Erst am Tage vorher, am 21. September, war Herzog Wilhelm von Weimar, der dem König feine Dienste angeboten hatte, vor dem Krämpfertor erschienen und ohne ernsthaften Widerstand der Torwache an der Spitze eines schwedischen Regimentes in die Stadt eingezogen. Er hatte dann den Ehrbaren Rat zu sich auf den Marftplatz vor den Graden entboten und ihm die Schlüssel der Stadt abverlangt. Sie wurden ihm auch ohne Weigerung von allen sechs Haupttoren der Stadt überreicht, so daß Erfurt beim Einzuge des Königs bereits in schwedischen Händen war. Einzug: Die Herzen der Erfurter schlugen dem Sieger von Breitenfeld warm entgegen. Wer nur irgend sonnte, eilte herbei, uni ihn zu sehen und ihm zuzujubeln. Schon in aller Frühe hatten die Türmer das Herannahen der Heersäulen am nördlichen Horizont bemerft und den Bürgern verfündet. Seit Mittag harrten diese, Kops an Kops gedrängt, ans die Einziehenden. Der Platz vor der „hohen Lilie", dem zum Hauptquartier des Königs bestimmten Wohnhaus des Ratsherrn Hiob Ludolf, war bereits überfüllt, ebenfo der Rubemnarft (von der Marftstraße bis zur Andreaskirche) und die Straßen nach dem Andreastor. Aber noch immer drängten neue Scharen aus dem Innern der Stadt herzu. Da ertönte um die vierte Nachmittagsstunde als erster Willfom-mengruß das Geläut der Maria Gloriosa, und sofort mischten sich die andern Glocken dazwischen. Erwartungsvoll lauschte die Menge. Endlich erklangen die ersten Trompetensansaren, und von fern sah man Waffen im Sonnenlicht des heiteren Septembertages erglänzen. Näher und näher kam das Brausen eines vieltausendstimmigen Jubels. Begrünung: Jetzt erschien auch der König. Hoch zu Roß ritt er vor seinen finnischen Panzerreitern einher, einfach und doch herzgewinnend. Seine frostige Gestalt überragte um Haupteslänge

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 156

1911 - Erfurt : Keyser
— 156 — Seite das schwedische Wappen, aus der anderen das Brustbild des Königs mit dem Lorbeerkran;. (Nach Pros. Alsr. Kirchhosf.) 50. Schwedens Königin in Erfurts [Dauern. 1 Aufenthalt: Zweimal hat Marie Eleonore in Erfurt geweilt. Das erste Mal erschien sie wenige Monate nach ihrem Gemahl. Es war am Shloestertage 1631, als sie ohne großes Gefolge zum Schmidtstedtertor hereinfuhr. In das Begrüßungsgeläut der großen Glocke mischte sich der lernte Donner der Wallund Burggeschütze. Aber auch die Bürgerschaft, die mit der Garnison Spalier in den Straßen bildete, jubelte ihr freudig entgegen. Die „hohe Lilie", der Stadt vornehmstes Absteigequartier, öffnete der Königin die gastlichen Pforten. Sie bewohnte dieselben Gemächer, die kurze Zeit vorher ihren Gemahl beherbergt hatten. Am Neujahrstage besuchte die Königin den Gottesdienst im Dom. Mit der Krone aus dem Haupte und umgeben von ihrem Gesolge, stieg sie die 70 Graden zu dem prächtigen Gottes hause empor. Da aber ihr Herz sie drängte, dem geliebten Gemahl entgegenzueilen, reiste sie schon am andern Tage nach Franken weiter. Doch trotz des kurzen Aufenthaltes hatten die Erfurter die Königin liebgewonnen; sie erblickten in ihr den Schutzengel der Stadt. 2 Aufenthalt: Im Oktober desselben Jahres kehrte sie noch einmal mit ihrem Gemahl nach Erfurt zurück. Gustav Adols wollte feine Gemahlin nicht dem unberechenbaren Geschick einer Feldschlacht aussetzen und Hatte darum Erfurt zu ihrer Residenz auserfeheu. Er selbst weilte nur für kurze Zeit (28. bis 30. Oft.) in der Stadt. Nachdem er fein Heer in wenigen Tagen auf dem ausgedehnten Johannesfelde geordnet hatte, zog er mit ihm nach Sachsen weiter. Am Dienstag, den 30. Oktober, drückte Marie Eleonore den letzten Kuß auf die Lippen ihres heißgeliebten Gemahls, der ungesäumt der großen Entscheidungsschlacht entgegenzog. Kaum war der König aufgebrochen, da verlegte die Königin ihren Wohnsitz von der „hohen Lilie" nach dem Anger, wo seit Jahresfrist der schwedische Statthalter residierte. Sie erwählte das Hans zum „schwarzen Löwen" (Anger 11), unmittelbar neben der Stattbalterei (Anger 10, Haus zum „weißen Löwen") gelegen und mit ihr durch einen Durchbruch verbunden, zur Wohnung. Tage von der Ankündigung des Todes Gustav Adolfs: Sieben Tage waren seit der schmerzlichen Trennung von ihrem Gemahl vergangen. Wieder war es ein Dienstag (6. November), und so trübselig grau, wie an diesem Nebeltag die Wolken herniederhingen, so bekümmert war das Herz der Königin. Ihre Gedanken weilten bei ihrem Gemahl, den sie in grausamer Feldschlacht glaubte. Frühzeitig senkte sich nächtliches Tun-

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 169

1911 - Erfurt : Keyser
— 169 — Gotha das Rittergut Molsdorf. Der neue Gutsherr, mit dem auch neues Lebeu in den bisher so stillen Ort einzog, ließ, seinen Wünschen entsprechend, den aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schloßüau im Geiste des Barock und Rokoko verändern, und heute noch zeigt das Gebäude, nachdem es im vorigen Jahrhundert (1866—1870) geschickt wiederhergestellt wurde, die Bauart jener Zeit, deren echtes Kind Gras Götter selbst war. Schon die Inschriften, die der Bauherr an verschiedenen Stellen des Schlosses anbringen ließ, kennzeichnen den Geist, der damals in den vornehmsten Kreisen herrschte. Die Türme der Nordseite tragen die Worte: „Sit mea sedes sine cura“ (Mein Sitz sei sorgenfrei) und „Sit modus lasso viarum“ (Er sei des Müden Wanderziel). Ueber dem Portal steht unter dem Wappen Gotters das Wort „Hicce terrarum praeter omnes angulus ridet“ (Vor allem gefällt mir dieser Winkel der Erde). Unter den beiden Sonnenuhren an den Seitenflügeln liest man die Worte: „Fugaces labuntur anni“ (Flüchtig entgleiten die Jahre) und „Hora rapit diem“ (Die Stunde raubt den Tag), und unter dem Wappen, das auf dieser Seite die Krönung des Mittelbaues abschließt, steht „Placida quies* (Behagliche Ruhe). Innerer Schmuck: Das Innere des Schlosses zeigt gleich- falls Rokokostil. Betritt man von der Gartenseite den weißen Flur mit seiner reichen Stuckverzierung, so winkt aus der Nische das Becken mit dem Weinhahn, welcher durch einen Schlauch mit dem Keller in Verbindung stand und einen kostbar dustenden Wein spendete, der ankommenden Gästen gereicht wurde. Bei dem Aufstiege nach dem Obergeschoß grüßt aus dem Hintergründe über der Treppe ein liebliches Bild. Es ist ein Freskogemälde (Wandgemälde auf frischem Kalk) und stellt eine geöffnete Glastür dar, vor welcher sich ein reizendes Mädchen, das eine Rübe in der Hand hält, über ein zierliches Geländer beugt. Als der Graf ein- mal von einer langen Reise unerwartet zurückkehrte, sprang ihm jenes junge Mädchen, eine Schweizerin, aus dem Küchengarten mit einer Rübe in der Hand und einem fröhlichen „Grüß Gott, Herr Graf!" entgegen. Diese heitere Begebenheit ließ der Gras im Bilde über der Treppe darstellen. Unter den verschiedenen Räumen ist besonders das Damenzimmer mit seiner prächtigen Decke, der schönsten im Schloß, hervorzuheben. Die Stuck- verzierung zeigt eine stilvolle Vereinigung von gebrochenen Stäben, Blättern und Muschelformen mit Tiergestalten, wie Pfau, Affe, Falter usw., welche die weiblichen Schwächen darstellen sollen. In Silber ausgeführt, wirkt der zarte Entwurf auf schwarzem Grunde vortrefflich. Im Schloßpark: Der stilvollen Ausschmückung des Schlosses entsprach die Anlage des Parkes. Nach Versailler Muster durchschnitten zwei schnurgerade, glattgeschorene, oben zugewölbte Alleen den 38 Morgen großen Schloßgarten und endeten an zier-

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 180

1911 - Erfurt : Keyser
— 180 — brauchen begangen wurde. Den größten Fremdenftrom führte jedoch die große Fronleichnamsprozession herbei, eine Schöpfung der Jesuiten. Hinter dem feierlichen Zuge erschienen, teils auf breiten, teppichbedeckten Wagen, teils auf Brettern oder auf den Schultern getragen, bildliche Darstellungen aus der Heiligen Schrift. Sie wurden von lebenden Personen dargestellt und dienten nur zur Befriedigung der Schaulust der Umstehenden. Da sah man den Propheten Jonas im Rachen des Walfisches, David mit der Schleuder und den Riesen Goliath, Josua und Kaleb mit der großen Weintraube u. a. m. Das Stadtinnere: Die Stadt selbst machte äußerlich einen recht stattlichen Eindruck. Mit ihren zahllosen Türmen und Kirchen, überragt vom Dom und den beiden Stiftskirchen, bot sie dem Wanderer ein herrliches Bild, dem aber das Innere in keiner Weise entsprach. Durch die finsteren, gewundenen Tore gelangte man in die Stadt, falls es nicht Nacht ober am Sonntag zur Kirchzeit war. Zu biefen Stunben waren die Tore geschlossen und würden nur gegen eine Vergütung geöffnet. Am Tore be-sanb sich die Zoll- und die Akzisewache (Akzise = Verbrauchssteuer), bei der alle eingehenbe Hanbelsware versteuert werben mußte. Hatte man die Vorstabt burchschritten, so stanb man vor einem zweiten Mauerring; benn die älteste, von der Gera umflossene Befestigung war noch zum größten Teil vorhanben. Von ihren Toren stanben das alte Wasser-, Löber-, Johannes- und Augusttor (s. Nr. 21). Der mächtige Steinunterbau der Tore war mit bürstigen Holzhäuschen besetzt, die man an arme Leute vermietet hatte. Durch bxcfc Tore betrat man die eigentliche Stadt. Ihre Straßen waren verhältnismäßig breit. Aber das Gras wuchs zwischen den Steinen, ba der Verkehr fehlte. Pflaster und Reinlichkeit ließen viel zu wünschen übrig. Ersteres war so schlecht, daß sich an vielen Orten tiefe Löcher befanben, in benen Menschen und Vieh samt dem Fuhrwerk leicht verunglücken konnten. Durch die meisten der Straßen war fließenbes Wasser geleitet. Diese künstliche Bewässerung galt als eine besonbere Merkwürbigkeit Erfurts und biente, außer zur Bewässerung der Gärten, der Reinlichkeit der Stadt und der Gefunbheit der Luft; ferner würde es in den Brauereien gebraucht, biente zum Antrieb der vielen Mühlen und ganz befonbers zur Unterstützung der Rettungsanstalten beim Feuer. Eine Straßenbeleuchtung, wie sie die größeren deutschen Städte um 1800 bereits besaßen, fehlte noch. Wer abenbs ausgehen wollte, mußte sich eine Laterne mitnehmen. Auch Straßenschilber und Hausnummern waren nicht vorhanben. Jebes der 3154 Häuser hatte noch die aus dem Mittelalter stammenbe Benennung, unter der es allgemein bekannt war. Die Bautätigkeit war gering. Die vorhandenen prächtigen Bauten stammten aus älterer Zeit. Wohl aber zählte man in der Stadt über 400 wüste Brandstätten. Nicht weniger als 15 Kirchen standen teils unge-

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 181

1911 - Erfurt : Keyser
— 181 — nutzt, teils als Ruinen ba.1) — Das vor Jahrhunderten berühmte Erfurt war zu einer bescheibenen Mittelstabt herabgesunken. (Nach Dr. Alfreb Overmann n. a.) 63. Schiller in Erfurt. Zugult und September 1791. 1. Aufenthalt in Erfurt: Schon zu Ansang 1791(31. Dez. 1790 bis 11. Jan. 1791) hatte Schiller mit seiner Gemahlin von Jena aus für kurze Zeit in Erfurt geweilt. Leiber knüpften sich für den Dichter an biesen Besuch sehr trübe Erinnerungen, ba ihn ein heftiges Katarrhfieber zwang, für einige Zeit Bett und Zimmer zu hüten. Doch suchten ihm seine Erfurter Frennbe die Lei-benszeit so erträglich wie möglich zu machen, und auch der Koab-jutor Karl Theobor v. Dalberg besuchte ihn mehrmals. Rückkehr nach Jena: Bereits am 11. Januar kehrte Schiller nach Jena zurück, die Tage bebauernb, die er in Erfurt durch feine Krankheit verloren hatte. Gegen Frau v. Stein, die innigen Anteil an feinem Leiben nahm, hat er sich später bcchin geäußert, daß er bei dem Anfall geglaubt Hätte, sterben zu müssen. Die Kräfte stellten sich nur langsam wieber ein, ja, es fehlte sogar nicht an Rückfällen. Schon acht Tage nach feiner Rückkehr erkrankte Schiller von neuem, und ein starkes Fieber entkräftete ihn so, daß die geringste körperliche Anstrengung ihm eine Ohnmacht zuzog. Doch gelang es der liebevollen Pflege seiner Gattin und den sorgsamen Bemühungen zweier Aerzte, das Gespenst des Knochenmannes abermals zu bannen, und mit der erneuten Lebenslust erwachte in Schiller auch von neuem der Wunsch, sür zwei bis brei Monate zu seinen Frennben nach Erfurt zurückzukehren. Vorbereitungen für den 2. Aufenthalt: Er beauftragte darum unterm 21. Mai brieflich den Professor Dominikus, ihm eine passenbe Wohnung von einigen Zimmern und etwa 3 Kammern in einem Privathause zu besorgen, weil ihm ein so langer Ausenthalt im Gasthofe zu teuer käme. Doch bürste das Logis nicht zu weit von der Hofstatt (b. i. der Statthalterei, dem heutigen Re-gieruugsgebäube) entfernt liegen. Als Mietspreis bestimmte Schiller monatlich 7—8 Taler; im ganzen wollte er, wenn er brei Monate bliebe, bafür 4—5 Louisbor (Golbstück = 20 Frank) anlegen. Abermaliger Aufenthalt: Zunächst freilich nutzte Schiller nach Karlsbab zur Kur, so batz er erst im August mit seiner Gemahlin zur Nachkur in Erfurt eintreffen konnte. Beibe haben dann i) Heute ftnb von diesen nur noch die Aegidienkirche und die Türme bet Bartholomäus- (Anger), der Johannis- (Johannesstraße), Nikolai- (Augustiner* strafte', Georgs- (Geotqsgctffe) und Paulskirche (T'aulstraße) vorhanden.

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 192

1911 - Erfurt : Keyser
— 192 — 67. Proklamation1) des Königs Friedrich Wilhelm Iii. an die Bewohner Erfurts nach dem Frieden von Ciliif. „An die Bewohner der Provinzen und Gebiete: Altmark. . Erfurt usw. Ihr kennt, liebe Bewohner treuer Provinzen, Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begebenheiten des letzten Jahres. Meine Waffen erlagen dem Unglück, die Anstrengungen des letzten Restes meiner Armee waren vergeblich. Zurückgedrängt an die äußerste Grenze des Reiches, und nachdem mein mächtiger Bundesgenosse selbst zu Waffenstillstand und Frieden sich genötigt fühlt, blieb mir nichts übrig, als dem Lande Ruhe nach der Not des Kriegs zu wünschen. Der Friede mußte, so wie ihn die Umstände vorschrieben, abgeschlossen werden; er legt mir und meinem Hause, er legt dem Lande selbst die schmerzlichsten Opfer aus. Was Jahrhunderte und biedre Vorfahren, was Verträge, was Liebe und Vertrauen verbunden halten, mußte getrennt werden. Meine und der Meinigen Bemühungen waren vergeblich, fruchtlos! Das Schicksal gebietet. Der Vater scheidet von den Kindern! Ich entlasse Euch aller Untertanenpflichten gegen mich und mein Haus. Unsere heißesten Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem neuen Landesherrn! Seid ihm, was ihr mir wäret. Euer Andenken kann kein Schicksal, keine Macht aus meinem und der Meinigen Herzen vertilgen. Memel, den 24sten Jul. 1807. Friedrich Wilhelm." 68. Der Erfurter Ffirffenkongrefj. a) Ankunft der Kaiser zur Fürltenverfammlung in Erfurt. Vorbereitungen zum Empfang Napoleons: Napoleon hatte Erfurt zu dem Orte erwählt, an dem er sich mit den Mächtigsten der Erde zu einer Besprechung vereinigen wollte. Darum trafen schon einige Wochen vor ibm seine Beauftragten in der Stadt ein, um alles für seinen Empfang und den seiner erlauch teu Gäste vorzubereiten. Marschall Ondinot, der als Gouverneur nach Erfurt gekommen war, ließ die ansehnlichsten Häuser der Stadt in Beschlag nehmen und an den Türen mit „Maison del’empereur“ bezeichnen. Auch die Bürger selbst trafen verfchiedentliche Vorbereitungen zum Empfange des Kaisers. So wurden drei Ehrenpforten an der Grenze des Erfurter Gebietes, bei Gamstädt, vor dem Brühlertor und auf dem Anger, errichtet, und eben sollte an sie die letzte Hand gelegt werden, als der kaiserliche Befehl kam, alle kostspieligen Veranstaltungen bei seinem Einzug zu unterlassen. Nun blieb den Bürgern nichts anderes übrig, als sie wieder l) Wurde am 30. September 1807 bekannt gemacht.
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